Erklärung des Kirchenvorstands zur Fällung der Linde an der Bergkirche
Wenn Sie diese Zeilen lesen, dann ist die Linde, die nördlich der Bergkirche stand, bereits gefällt. Diese Entscheidung des Kirchenvorstands, den kranken Baum von einer Fachfirma beseitigen zu lassen, hat in den vergangenen Tagen und Wochen zu viel Kritik am Leitungsgremium unserer Gemeinde geführt – der Kirchenvorstand räumt in einer Erklärung ein: Wir hätten den schlechten Gesundheitszustand des Baumes und die drohende Fällung viel früher öffentlich diskutieren müssen – dass wir das Thema ausschließlich im Kirchenvorstand erörtert haben, diesen Vorwurf kann man uns in der Tat machen, diesen „Schuh“ müssen wir uns „anziehen“.
Was wir uns indessen nicht unterstellen lassen wollen, das ist der Vorwurf, wir hätten uns die Entscheidung leicht gemacht – dem ist gewiss nicht so: Der Kirchenvorstand bemüht sich seit Jahren um die Erhaltung des vertrauten Baumes, die Gemeinde hat immer wieder Geld in entsprechende Pflegearbeiten durch Fachfirmen investiert. Allerdings trägt der Kirchenvorstand im Namen der Gemeinde auch Verantwortung für Sicherheitsaspekte: Es gilt Gefahren für Leib oder Leben abzuwenden und Sachschäden zu verhindern.
Auch uns ist bewusst, dass ein solch alter Baum einen hohen biologischen Wert besitzt, der von jungen, neugepflanzten Bäumen erst in vielen Jahren wieder erreicht wird. Und es ist uns ebenfalls bewusst, dass so einem stadtbildprägenden Baum an der Bergkirche als dem weithin sichtbaren Wahrzeichen unserer Stadt – quasi einem „Postkartenmotiv“ – auch unter diesem Aspekt eine große Bedeutung beizumessen ist.
Dem Kirchenvorstand liegen aber auch die Ergebnisse von zwei fachlich qualifizierten Untersuchungen vor, in denen die Experten die sofortige Fällung des Baumes empfohlen haben. Und auch ein dritter – nicht vom Kirchenvorstand beauftragter – Sachverständiger kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass eine erhöhte Bruchgefahr im Stammkopf vorliegt. In der Krone müsse deshalb eine sogenannte Kronensicherung eingebaut werden. Außerdem seien umfangreiche Bodenverbesserungen und eine regelmäßige Bewässerung wichtig.
Dieser Sachverständige rät von weiteren Rückschnitten ab, um die Abwehrkräfte des Baumes zu erhalten, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass die Äste, die an früheren Schnittstellen nachgewachsen sind dazu neigen, unvermittelt und häufig auszubrechen. Der Baum müsse deshalb in Zukunft jährlich messtechnisch sorgfältig geprüft werden, um Unfällen vorzubeugen. Die dafür nötigen Aufwendungen für Pflege, Sicherung und Untersuchung schätzt der Sachverständige auf 5000 Euro im ersten und 1000 bis 2000 Euro in jedem darauffolgenden Jahr – und er hält es keinesfalls für sicher, dass der Baum mit diesen Maßnahmen noch weitere zehn Jahre stehen bleiben kann.
Er weist überdies darauf hin, wie viele neue Bäume man für den gleichen finanziellen Aufwand pflanzen und pflegen könne. Wenn standörtlich passende Baumarten fachlich korrekt gepflanzt würden, so dieser Baumsachverständige, könne dies einigen nachfolgenden Generationen Jahrzehnte lang Freude bereiten und der Umwelt und Biodiversität dienen.
Der Kirchenvorstand hat sich daher auf Basis von insgesamt drei Gutachten und vor dem Hintergrund, dass die Mitglieder des Gremiums bei fahrlässiger Zuwiderhandlung persönlich für entstehende Schäden haften, zur Fällung der Linde entschlossen.
Gleichzeitig sind wir sehr dankbar, dass so viele Menschen die weitere Umgestaltung des Außengeländes der Bergkirche so achtsam begleiten wollen. Die naturnahe Weiterentwicklung des Areals, auf dem sich in den vergangenen Monaten beispielsweise mit Blick auf die Barrierefreiheit viel Positives getan hat, liegt auch dem Kirchenvorstand am Herzen. Wir wollen nun zeitnah Vorschläge, die uns eine Naturgartenplanerin bereits im Jahr 2020 für eine naturnahe Gestaltung des Außengelände ausgearbeitet hat, öffentlich diskutieren, auf Umsetzbarkeit prüfen und dann die Realisierung angehen.