An(ge)dacht – Gedanken zum Monatsspruch Juni
Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle. (1. Mose 27,28)
Von Pfarrerin Hannah Woernle
Vor etwa einem halben Jahr habe ich an meiner letzten Arbeitsstelle selbstgebackene Muffins und Sekt mitgebracht, um meinen Abschied zu begehen. Meine Kolleginnen und Kollegen und ich standen zusammen, haben auf die gemeinsame Zeit angestoßen und uns unterhalten.
Aber was sagt man einander zum Abschied? Mir fällt das oft nicht leicht. Gerne flüchte ich mich in Versprechungen wie „Wir bleiben in Kontakt!“ Obwohl ich zumindest ahne, dass das nicht so einfach wird, wie es erst einmal klingt. Oder ein verschämtes „Na dann, mach’s mal schön gut!“, anstatt der anderen offen zu sagen, dass sie mir fehlen wird.
Ähnliche Szenen spielen sich in den kommenden Wochen wahrscheinlich bei den verschiedenen Schulabschlussfeiern in der Region ab. Oder beim Umzug des Lieblingsnachbarn. Oder eben beim letzten Tag in der Firma. In solchen Momenten Worte des Abschieds zu finden, ist eine kleine Kunst.
Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle. (1. Mose 27,28)
Diese Segensworte gibt Isaak seinem Sohn Jakob mit, als er schon sehr alt ist und nicht weiß, wie viel Zeit ihm noch bleibt. Und bevor er stirbt, will er diesen Segen auf jeden Fall noch gesprochen haben. Es sind Worte zu einem Abschied, von dem Isaak nicht genau weiß, wann er kommen wird. Als Erstgeburtssegen waren sie zwar eigentlich für Esau bestimmt, aber die Kraft seiner Worte bleibt dieselbe.
Zum Abschied wünscht Isaak seinem Sohn ein Leben in Fülle! Er wünscht ihm Gottes Beistand für sein Leben. Er wünscht ihm, dass Gott mit seinem Zutun zur Landwirtschaft seine Lebensgrundlage erhält. Und dass er nicht nur das geradeso Nötige zum Leben hat, sondern noch viel mehr – Korn und Wein in Fülle, Lebensfreude und Genuss.
Was für wunderbare Segenswünsche! Isaak segnet seinen Sohn mit dem, wofür er selbst nicht sorgen kann. Doch Gott traut er zu, dass er es wahr werden lässt.
Wie wäre es, beim nächsten Abschiednehmen so vollmundig Gutes zu wünschen? Ich wünsche dir, dass die Zukunft weit und offen für dich ist! Ich hoffe auf wunderbare Überraschungen in deinem Leben, mit denen du noch gar nicht rechnest! Gott gebe dir vom Tau des Himmels und lasse dein Leben glitzern wie eine feuchte Wiese im Morgenlicht!