Ehrenamtliche wollen Senioren bei der IT-Nutzung unterstützen
Die Evangelische Kirchengemeinde Zwingenberg will ältere Menschen im Umgang mit Informationstechnologien (IT) unterstützen. Wie Irene Domsel, Mitglied des Kirchenvorstands und Initiatorin des Projekts, erläutert, soll im ältesten Bergstraßenstädtchen zeitnah ein Treffpunkt eingerichtet werden, wo Ehrenamtliche den Hilfesuchenden bei der Nutzung von Smartphone oder Internet mit Rat und Tat zur Seite stehen. Anlaufstelle wird das barrierefrei zugängliche Gemeindehaus (Darmstädter Straße 22) sein, ein erstes Treffen ist dort für den 11. August, Freitag, von 16 bis 18 Uhr geplant. Interessierte sind herzlich eingeladen, sich mit ihren IT-Problemen an das Helferteam zu wenden, das seine Dienste kostenlos anbietet.
Irene Domsel, die sich in der Kirchengemeinde unter anderem auch in der Seniorenarbeit engagiert und die auch durch ihren Einsatz für den Zwingenberger Turn- und Sportverein gut vernetzt ist, erlebt immer wieder, „dass es auch in Zwingenberg einen Bedarf für IT-Unterstützungsleistungen für Senioren gibt“. Sei es beim Bedienen des Smartphones, beim Online-Einkauf oder der Internetbuchung von Kursen oder Veranstaltungen“.
Inspiriert durch ein Projekt der IT-Klasse der Birkenauer Langenbergschule, bei dem Achtklässler den örtlichen Senioren als Digital-Lotsen zur Verfügung stehen, hat Irene Domsel gemeinsam mit vier weiteren Mitstreitern nun vor, ein ähnliches Angebot auch in Zwingenberg zu etablieren. Sie hat sich an der Langenbergschule kundig gemacht und dabei selbst erlebt, wie hoch der Bedarf ist. Sie berichtet schmunzelnd:
„Ich habe an einer Veranstaltung der Langenbergschule teilgenommen und die war mit 65 Seniorinnen und Senioren vollbesetzt – und weil ich das Wort ,Smartphone‘ unfallfrei aussprechen konnte, war ich im Nu auch ein Digital-Lotse.“ Die Langenbergschule hat ihr Angebot mittlerweile so weit ausgebaut und professionalisiert, dass sie den älteren Mitbürgern sogar einen Hotline-Service per Telefon und E-Mail anbietet, berichtet Irene Domsel: „Soweit würde ich bei uns allerdings nicht gehen wollen.“
Vielmehr geht es zunächst um die Einrichtung eines regelmäßigen Treffens, bei dem die ehrenamtlichen Helfer den Ehrgeiz haben, den Hilfesuchenden bei ihren individuellen IT-Problemen möglichst fachkundig beizustehen. Die Evangelische Kirchengemeinde ist dabei Trägerin des Projekts und stellt ihre Räume zur Verfügung, in denen per WLAN auch ein Zugang zum Internet vorhanden ist. Weitere IT-Ausrüstung wird nicht benötigt, das Helferteam stellt – wo das nötig ist – eigene Geräte in den Dienst der guten Sache.
„Wie häufig das Angebot nötig ist, das wird sich durch die Nachfrage zeigen“, so Irene Domsel, die für den Anfang von 14-tägigen Veranstaltungen ausgeht. Die Wochentage und Uhrzeiten legt das Helferteam fest; nach der Premiere am 11. August wird es auf jeden Fall am 25. August, Freitag, von 16 bis 18 Uhr ebenfalls im Gemeindehaus eine Fortsetzung geben.
Mit im Boot ist auch Katrin Helwig vom Evangelischen Dekanat Bergstraße. Die Referentin für Medienbildung im Heppenheimer Haus der Kirche wird dann zur Verfügung stehen, wenn im Rahmen des IT-Treffs für Senioren Kurse angeboten werden sollen. Frau Helwig bietet bereits seit einigen Jahren den Kurs „Smartphone entdecken“ an, der sich an Menschen ab dem 55. Lebensjahr wendet und der stets gut frequentiert ist.
Wird das neue Angebot der Evangelischen Kirchengemeinde gut angenommen, dann spielt Irene Domsel mit dem Gedanken, das Zwingenberger Projekt als Stützpunkt der landesweiten Initiative „Digital im Alter – Di@-Lotsen“ zertifizieren zu lassen. Dieses Projekt unter Federführung der Hessischen Staatskanzlei ist im Juli 2021 zunächst mit sieben Stützpunkten gestartet. Inzwischen gibt es bereits 41 Stützpunkte in Hessen und bis zum Ende des Jahres 2023 sollen es 50 sein. Seit Beginn des Projekts wurden schon mehr als 230 Ehrenamtliche zu „Di@-Lotsen“ geschult.
Das Sozialministerium finanziert und unterstützt die Schulung der Lotsen, das Digitalministerium stellt die Technikförderung für die Stützpunkte bereit. Die Landesstiftung „Miteinander in Hessen“ unterstützt, begleitet und berät die „Di@-Lotsen“-Stützpunkte. Das Institut für Medienpädagogik und Kommunikation Hessen e.V. führt die Schulungen durch und bietet darüber hinaus kompetente Medienunterstützung mit Sprechstunden für alle „Di@-Lotsen“ an. Im Jahr 2023 stehen insgesamt über 130.000 Euro zur Verfügung.
Ziel der Initiative „Digital im Alter – Di@-Lotsen“ ist es, „ein sehr niedrigschwelliges und wohnortnahes Angebot zur Vermittlung von digitalen Kompetenzen zu schaffen, um gerade ältere und oft weniger mobile Menschen mitzunehmen und in die digitale Welt zu begleiten“, heißt es in einer Pressemitteilung der Staatskanzlei: „Der Mehrwert digitaler Geräte und Anwendungen für ein selbstständiges Leben im Alter im gewohnten Umfeld sowie gesellschaftliche Teilhabe ist unbestritten. Allerdings nutzen nach wie vor viele ältere Menschen digitale Technik nicht – sei es wegen fehlender Kenntnisse, Zweifeln an der Datensicherheit oder aber unklaren Vorstellungen über den Nutzen der Geräte.“