Digital-Lotsen sorgten für Lust statt Frust im Umgang mit IT
„Es war ein voller Erfolg“, zieht Irene Domsel eine sehr gute Bilanz aus dem ersten Treffen der Digital-Lotsen, die mit ihrem Know-how vor allem Seniorinnen und Senioren bei deren Fragen zur Informationstechnik (IT) hilfreich zur Seite stehen wollen (wir haben berichtet). Die Evangelische Kirchengemeinde Zwingenberg hatte kürzlich zur Auftaktveranstaltung in ihr Gemeindehaus eingeladen und mehr als ein Dutzend Gäste fanden sich ein, wie Kirchenvorsteherin und Initiatorin Irene Domsel berichtet. Und die ehrenamtlichen Helfer Elke Zirrgiebel, Andreas und Simon Wüst sowie Irene Domsel hatten alle Hände voll zu tun.
Die meisten Problemstellungen waren sehr individuell, deshalb sind die Digital-Lotsen sofort auf Anleitungen im kleinen Kreis übergegangen. Wie installiert man eine kostenlose App? Und wie kann man sie sinnvoll nutzen? Das waren zwei der großen Themen an diesem Nachmittag. Überdies gab es Fragen zur Netzwerkeinrichtungen und dazu, wie man sich mit vorhandenen Netzwerken verbinden kann. Nicht mehr funktionstüchtige E-Mail-Programme wurden wieder zum Laufen gebracht und ungewollt erhaltene E-Mails ein für alle Mal abbestellt. Viele Fragen und IT-Probleme der Besucher konnten auf Anhieb zur vollsten Zufriedenheit gelöst werden.
„Mit einem Digital-Lotsen an der Seite wird den älteren Menschen Sicherheit im Umgang mit ihrer technischen Ausstattung gegeben und großer Frust vermieden“, zitiert Irene Domsel die übereinstimmenden Aussagen einzelner Teilnehmer: „Beim Abschied sahen wir ausschließlich in strahlende Gesichter unserer Gäste. Und viele meinten: Beim nächsten Mal sind wir auch wieder dabei.”
Das zweite Treffen im Rahmen des Projekts „Digital im Alter“ findet an diesem Freitag, 25. August, von 16 bis 18 Uhr im barrierefrei zugänglichen Gemeindehaus (Darmstädter Straße 22) statt. Die weiteren Termine sind auf der Webseite www.evangelische-kirchengemeinde-zwingenberg.de/digital-im-alter/ nachzulesen. Das Helferteam würde sich übrigens über Verstärkung durch weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter freuen. Irene Domsel: „Wer Lust und Zeit hat und sein IT-Wissen weitergeben möchte, der ist bei uns herzlich willkommen. Einfach beim nächsten Treffen dabei sein.“
Zum Hintergrund: Irene Domsel, die sich in der Kirchengemeinde unter anderem auch in der Seniorenarbeit engagiert ist, erlebt immer wieder, „dass es auch in Zwingenberg einen Bedarf für IT-Unterstützungsleistungen für Senioren gibt“. Sei es beim Bedienen des Smartphones, beim Online-Einkauf oder der Internetbuchung von Kursen oder Veranstaltungen“. Inspiriert durch ein Projekt der IT-Klasse der Birkenauer Langenbergschule, bei dem Achtklässler den örtlichen Senioren als Digital-Lotsen zur Verfügung stehen, soll nun ein ähnliches Angebot in Zwingenberg etabliert werden.
Die ehrenamtlichen Helfer haben den Ehrgeiz, den Hilfesuchenden bei ihren individuellen IT-Problemen möglichst fachkundig und kostenlos beizustehen. Die Evangelische Kirchengemeinde ist dabei Trägerin des Projekts und stellt ihre Räume zur Verfügung, in denen per WLAN auch ein Zugang zum Internet vorhanden ist. Weitere IT-Ausrüstung wird nicht benötigt, das Helferteam stellt – wo das nötig ist – eigene Geräte in den Dienst der guten Sache.
Mit im Boot ist auch Katrin Helwig vom Evangelischen Dekanat Bergstraße. Die Referentin für Medienbildung im Heppenheimer Haus der Kirche wird dann zur Verfügung stehen, wenn im Rahmen des IT-Treffs für Senioren Kurse angeboten werden sollen. Frau Helwig bietet bereits seit einigen Jahren den Kurs „Smartphone entdecken“ an, der sich an Menschen ab dem 55. Lebensjahr wendet und der stets gut frequentiert ist.
Wird das neue Angebot der Evangelischen Kirchengemeinde gut angenommen, dann spielt Irene Domsel mit dem Gedanken, das Zwingenberger Projekt als Stützpunkt der landesweiten Initiative „Digital im Alter – Di@-Lotsen“ zertifizieren zu lassen. Dieses Projekt unter Federführung der Hessischen Staatskanzlei ist im Juli 2021 zunächst mit sieben Stützpunkten gestartet. Inzwischen gibt es bereits 41 Stützpunkte in Hessen und bis zum Ende des Jahres 2023 sollen es 50 sein. Seit Beginn des Projekts wurden schon mehr als 230 Ehrenamtliche zu „Di@-Lotsen“ geschult.
Das Sozialministerium finanziert und unterstützt die Schulung der Lotsen, das Digitalministerium stellt die Technikförderung für die Stützpunkte bereit. Die Landesstiftung „Miteinander in Hessen“ unterstützt, begleitet und berät die „Di@-Lotsen“-Stützpunkte. Das Institut für Medienpädagogik und Kommunikation Hessen e.V. führt die Schulungen durch und bietet darüber hinaus kompetente Medienunterstützung mit Sprechstunden für alle „Di@-Lotsen“ an. Im Jahr 2023 stehen insgesamt über 130.000 Euro zur Verfügung.
Ziel der Initiative „Digital im Alter – Di@-Lotsen“ ist es, „ein sehr niedrigschwelliges und wohnortnahes Angebot zur Vermittlung von digitalen Kompetenzen zu schaffen, um gerade ältere und oft weniger mobile Menschen mitzunehmen und in die digitale Welt zu begleiten“, heißt es in einer Pressemitteilung der Staatskanzlei: „Der Mehrwert digitaler Geräte und Anwendungen für ein selbstständiges Leben im Alter im gewohnten Umfeld sowie gesellschaftliche Teilhabe ist unbestritten. Allerdings nutzen nach wie vor viele ältere Menschen digitale Technik nicht – sei es wegen fehlender Kenntnisse, Zweifeln an der Datensicherheit oder aber unklaren Vorstellungen über den Nutzen der Geräte.“