An(ge)dacht zum Monatsspruch September
„Und ihr, für wen haltet ihr mich?“
Matthäus, 16,15
Von Hannah Woernle
Für manche Fragen braucht es Mut. „Was hältst du von mir?“ oder „Was bedeute ich dir?“ ist so eine Frage. Denn wer so etwas fragt, der setzt sich selbst aufs Spiel. Wenn ich darauf wirklich eine ernst gemeinte Antwort bekommen möchte, dann mache ich mich damit verletzlich. Schließlich geht es da um nicht weniger als das Bild, das andere von mir haben. Und auch um die Frage: Wie stehen wir zueinander? Siehst du unsere Beziehung ähnlich wie ich?
Als Jesus selbst schon eine Weile durch Galiläa gezogen ist, gepredigt und Wunder getan hat, hat er nach und nach immer mehr Menschen für sich begeistern können. Aber auch die Kritiker häufen sich, skeptische Blicke begleiten ihn genauso wie jubelnder Empfang.
Eines Tages, so wird es in der Bibel erzählt, fragt sich auch Jesus: Wie sehen mich die anderen? Was bedeute ich ihnen? Zunächst fragt er seine Jünger: „Was sagen denn die Leute so über mich? Was sagen sie, wer ich bin?“ Denn die Meinung der anderen, die war damals nicht weniger relevant als heute.
Die Jünger tragen zusammen, was ihnen schon so zu Ohren gekommen ist: „Man hält dich für einen Propheten. Wie Elia oder Jeremias. Manche verwechseln dich wohl auch mit Johannes, dem Täufer.“
Das eine ist, was „man“ so sagt. Doch noch wichtiger ist, was die Menschen über mich sagen, die mir nahestehen. Also fragt Jesus danach seine Jünger ganz direkt: „Und ihr, für wen haltet ihr mich?“ (Mt 16,15)
Petrus antwortet: „Du bist der Christus. Du bist der Sohn des lebendigen Gottes.“ Ein echtes Bekenntnis ist das. Eine mutige Antwort auf eine mutige Frage. Denn diese Antwort offenbart nicht nur etwas über Jesus, sondern auch über Petrus selbst. Jesus hat ihn und sein Leben auf eine ganz besondere Weise berührt. Dafür gibt es keine rationale Erklärung. Er spürt es einfach.
Petrus gibt offen zu erkennen, wie wichtig Jesus für ihn geworden ist. Und die Beziehung der beiden bekommt dadurch eine neue Tiefe.
Eine offene Antwort auf eine mutige Frage – das macht Beziehungen reicher.
Ihre Pfarrerin Hannah Woernle
- Hannah Woernle ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Alsbach und im Evangelischen Gemeindenetz Nördliche Bergstraße.